Cajun & Zydeco Festival, Dortmund, 24. Juni 2005
Das Waschbrett ist unverzichtbar bei Cajunmusik.
Scharfes Essen, kaltes Bier, drückende Schwüle und lebensfrohe Musik aus den Sümpfen Louisianas, die sich Cajun und Zydeco nennt: Eigentlich ging´s im Freizeitzentrum West zu wie bei einem Fais-Do-Do - so heißen die Tanzfeste im Mississippi-Delta.
Obwohl der Biergarten schon bei der ersten Band, den Holländern "Des Fais Do Do" mit 150 Zuhörern gut gefüllt war, hätten es aus der Sicht der Veranstalter ruhig mehr sein dürfen beim ersten Versuch, ein Festival dieser Art zu etablieren. Denn oft gibt es nicht die Gelegenheit, Bands dieses Kalibers live zu sehen. Mit der Cajun-Band aus Holland, der deutsch-britischen Formation "Cajun Roosters" und den Briten "Zydecomotion" standen immerhin drei der besten Bands Europas auf der Bühne.
Die Stimmung bei den Cajun- und Zydeco-Fans war jedenfalls prächtig, als "Des Fais Do Do" zum Auftakt spielten. Die Holländer spielen authentische Cajun-Musik, so wie sie vor über 200 Jahren von den frankokanadischen Einwanderern mit in die Sümpfe gebracht wurden. Walzer , Polka und 2-Step sind dabei die musikalischen Grundlagen der Cajun-Songs, die soviel Lebensfreude ausstrahlen. Fiddle, Waschbrett, Banjo und Geige bestimmen den Klang.
In welcher Form sich die Volksmusik weiterentwickelt hat, konnte man im Laufe des Abends erleben. Die "Cajun Roosters" - eine Allstar-Formation, bei der die deutsche Band "Cajun Pioneers" das Grundgerüst stellte - erwiesen sich als Grenzgänger zwischen Cajun und Zydeco. Die Band mit Chris Hall am Akkordeon - er spielt sonst mit Musikern wie Paul McCartney, Bill Wyman und Kate Bush - zeigt in ihrem Programm, wie sich die weiße Cajun-Musik im Laufe der Zeit zum schwarzen Zydeco-Sound gewandelt hat. Der vom schwarzen Rhythm & Blues und Rock´n´Roll geprägte Zydeco-Sound liegt der Band genauso wie die traditionellere Cajun-Musik.
Den Höhepunkt setzte jedoch "Zydecomotion" mit ihrem Frontmann Bryn Davies. "Maddog" lautet der Beiname des Sängers und Waschbrettspielers. Spätestens bei der ersten Nummer wurde klar warum. Davies bellt wie ein räudiger Straßenköter ins Mikrophon. Raunzt mit einer Stimme, die eher an Tom Waits und Captain Beefheart erinnert, den Zydeco-Blues. Dass "Zydecomotion" aus der Cow-Punks-Szene stammen ist nicht zu überhören - dreckiger und rustikaler geht´s nicht.