Kölner Stadtanzeiger 05.11.2007
Der harte Beat aus dem Sumpf
VON BERNHARD ROMANOWSKI
Dahlem-Baasem - Einmal im Jahr verwandelt sich das Eifel-Dörfchen Baasem in einen wahrhaften Schmelztiegel der Nationen. Auch am Samstag gaben sich wieder Besucher aus der Region gemeinsam mit Gästen aus Belgien, England und Frankreich sowie aus den Niederlanden und den USA im „Saal Stahls“ die Klinke in die Hand. Zum siebten Mal fand dort das „Cajun & Zydeco Festival“ statt, und wie im vergangenen Jahr war die Veranstaltung komplett ausverkauft.
Paul Kinnen hatte als Wirt ebenso wie die Helfer alle Hände voll zu tun, die Besucher vor ausgetrockneten Kehlen zu bewahren, denn in einem proppenvollen Saal steigt naturgemäß auch die Raumtemperatur auf Werte, die an die Sahara erinnern. Die Kellner, die sich mit ihren Tabletts im Minutentakt einen Weg durch die wogende Masse des Publikums bahnten, waren nicht zu beneiden. Doch von der Tanzwut der Gäste ließen sich die Helfer nicht aus der Bahn werfen, so dass auch die Akteure auf der Bühne regelmäßig mit Getränken versorgt wurden.
Drei Bands waren es am Samstag, die den Besuchern mit der Musik aus den Sümpfen des US-Bundesstaats Louisiana einheizten. Den Auftakt machte die französische Formation „Pain de Ma¨is“. Die alten Haudegen der europäischen Cajun-Szene brachten mit Geiger Vincent Giarusso und Gitarrist Alain Serres die Stimmung im Saal auf Betriebstemperatur. Im Anschluss und nach einer kurzen Umbaupause standen dann die „Cajun Roosters“ um den englischen Frontmann Chris Hall im Rampenlicht. In ihren Reihen fand sich auch der Musiker mit der kürzesten Anfahrt zum Festival in der Eifel. Klaus Warler lebt in Baasem, doch den Vorschlag des Bassisten Michael Bentele, fortan als Bürgermeister dort zu regieren, lehnte Gitarrist Warler kopfschüttelnd ab.
Zur Trompete gegriffen
Stattdessen rollte er gemeinsam mit Sam Murray am Schlagzeug und Hartmut Hegewald mit seiner Fiedel den musikalischen Grundteppich aus, auf dem Chris Hall dann mittels Akkordeon seine solistischen Spaziergänge machen konnte. Von Halls Fingerfertigkeit kann man sich unter anderem auch auf Alben von Paul McCartney, Bill Wyman und Kate Bush überzeugen. Ihrer Wahl zur besten europäischen Cajun-Band 2007 wurden die „Roosters“ auch am Samstag wieder vollauf gerecht.
Gemeinsam mit seinem Vater Joe „Chopper“ und seiner Band „Zydeco Flames“ kam Leon Chavis aus Louisiana nach Baasem gereist und ließ sich dort auch das deutsche Bier schmecken. „Euer Bier ist echt lecker, haut einen aber auch schneller um als bei uns“, meinte das Vater-Sohn-Gespann gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der junge Akkordeonist Leon Chavis kann nicht nur spielen wie der Teufel persönlich, sondern hat auch gesanglich einiges zu bieten und greift immer wieder mal zur Trompete. Seiner Spielart des „Zydeco“ mit ihrer starken Anlehnung an die afrikanischen Trance-Rhythmen kann man sich kaum entziehen. Man beginnt unweigerlich, den stampfenden Sound in Bewegung umzusetzen.
Zur gemeinsamen Session am Anschluss an das Konzert gesellte sich auch „Lil Jim“, der bereits im letzten Jahr die Gäste in Baasem mit seinem Akkordeon in Begeisterung versetzte.
Kölnische Rundschau 05.11.2007
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