8. CAJUN & ZYDECO FESTIVAL 2008 - Presse- Kritik / Pressreviews

 

Kölner Stadtanzeiger 16.11.2008

 

Gejammt bis in den Morgen

VON BERNHARD ROMANOWSKI

 

Dahlem-Baasem - „Europa auf engstem Raum“ wäre ein treffender Untertitel für das gewesen, was sich am Samstag im Saal der Gaststätte Kinnen abspielte. Das „Cajun & Zydeco-Festival“ lockte erneut zahlreiche Besucher aus Deutschland, Belgien, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz in die Eifel. Auch Besuch aus Australien hatte sich diesmal in Baasem eingefunden. Gemeinsam frönten die Gäste wieder begeistert jener Musik, die ihren Ursprung in den Sümpfen des US-Bundesstaats Louisiana hat.

Von dort stammt auch die hoch gewachsene Frau, die am Samstag als erste die Tanzwut der Besucher befeuerte. Sarah Savoy ist in der Musiktradition der „Cajuns“, also der aus Frankreich stammenden Bevölkerungsgruppe Louisianas, aufgewachsen und lebt mittlerweile in Frankreich. Dort gründete die Tochter des „Akkordeon-Gurus“ Marc Savoy mit den französischen Musikern David Rolland und Manolo Gonzales ihre eigene Band „The Francadians“. Die Truppe spielt traditionelle „Cajun- and Zydeco-Music“ und würzt ihr Programm mit einer guten Portion „Country“ und „Rockabilly“. Diese Mischung kam auch in Baasem bestens an.

Als zweite Formation des Abends und als Gastgeber betraten anschließend die „Cajun Roosters“ die dicht umlagerte Bühne. Die Gruppe um den englischen Akkordeonspieler Chris Hall, der auch singt und hervorragend Geige spielt, wurde bereits mehrfach als beste „Cajun Band“ in Europa ausgezeichnet. Für die Eifeler Note in ihrer sehr tanzbaren Musik sorgt der Gitarrist Klaus Warler, der in Baasem lebt. Gemeinsam mit dem Bassisten Michael Bentele, mit Hartmut Hegewald an Reibbrett und Geige sowie mit dem Schlagzeuger Sam Murray sorgte Warler wieder für eine Belastungsprobe des Tanzbodens.

Doch auch der „alte Hase“ Chris Hall konnte am Samstag noch einige Kniffe dazu lernen. Der Engländer stand in aufmerksamer Haltung vor der Bühne als der Top-Act des Abends in die Tasten haute. Corey Ledet stammt zwar aus Texas, doch war er bereits im Alter von zehn Jahren der „Cajun & Zydeco Music“ verfallen. Heute ist der 27-Jährige ein Virtuose auf diesem Gebiet und weiß seinem „Quetschbüggel“ Töne zu entlocken, die den Gästen sofort in die Beine fahren. Wie der Mann es schafft, sein Instrument mitunter wie eine Geige klingen zu lassen, bleibt vorerst sein Geheimnis. Auch „Rooster“-Mitglied Chris Hall schien oft fassungslos über die Mühelosigkeit und das Tempo, mit dem Ledet seine häufig soulige und funkige Musik erklingen ließ.

Zum Abschluss des Konzerts versammelten sich alle Musiker zu einer „Jam-Session“ und ließen zum Teil aus ganz anderen Bereichen bekannte Melodien im „Cajun Style“ erklingen. Gemeinsam „jammten“ sie bis in die frühen Morgenstunden. Am Sonntag erwartete sie und die Besucher ein deftiger „Cajun Brunch“ in der Gaststätte. „Ich finde es einfach toll, wie harmonisch das Ganze immer abläuft“, freute sich Dorfwirt Karl „Charlie“ Kinnen. Obwohl die Besucher aus verschiedenen Ländern kämen und ganz unterschiedlichen Altersstufen angehörten, habe es noch nie Probleme gegeben.

 

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Kölnische Rundschau 17.11.2008

 

Nicht zu groß und Holzfußboden

VON IRENE LANGE

 

„Ein perfekter Ort - wie in Lousiana, nicht zu groß und Holzfußboden“. Gemeint ist damit der „Stahls Saal“ in Baasem. Michael Bentele aus Köln ist...
BAASEM. „Ein perfekter Ort - wie in Lousiana, nicht zu groß und Holzfußboden“. Gemeint ist damit der „Stahls Saal“ in Baasem. Michael Bentele aus Köln ist Organisator des alljährlichen „Cajun & Zydeco Festivals“ in Deutschland. Zum achten Mal lockte das Ereignis Kenner dieser Musikrichtung nicht nur aus allen Teilen der Region, sondern auch aus dem benachbarten Ausland in das kleine Eifeldorf.

So hieß es wieder „Loissez les bon temps rouler!“, was soviel bedeutet wie „Lasst uns das Leben genießen“. Und bis in den frühen Morgen gegen 2.30 Uhr befolgten die Fans diesen Leitspruch. Sie ließen sich mitreißen vom Sound des „Cajun Accordion“ und der „Fiddle“, die vorherrschenden Instrumente der jahrhundertealten Musik der frankophonen Einwanderer, den „Cajuns“, die immer noch im Cajun-County im US-Bundesstaat Lousiana leben.

 

Schlafende Kinder beim Tanzvergnügen

 

Bis heute wird dort die traditionelle Musik gemacht, entweder zu Hause mit Freunden oder in großen Hallen und Schuppen zum Tanz, dem „Fais Do Do“. Das bedeutet „Schlaf ein“, denn die Kinder wurden in früheren Zeiten während des abendlichen Tanzvergnügens einfach nebenan schlafen gelegt.

Die Texte der Lieder, die vom harten Alltag, traurigen Begebenheiten, aber auch lustigen Ereignissen erzählen, werden vielfach noch in der dem Alt-Französischen verwandten Sprache der Cajuns gesungen. Aus einer musikalischen Vollblut-Cajun-Familie stammt die Sängerin Sarah Savoy, die Tochter des berühmten Akkordeonisten Marc Savoy aus Lousiana. Sarah wurde auch dort geboren, lebt jetzt allerdings in Paris, nachdem sie einige Zeit in Moskau verbracht hat. Mit französischen Musikern gründete sie die Band „The Francadians“. Jetzt trat sie gemeinsam mit ihnen zum ersten Mal in Baasem auf und brachte von Anfang an den richtigen Schwung in den Saal. Sie gewann sofort die Herzen des Publikums, ist sie nicht nur eine Augenweide, sondern bezaubert sie auch mit viel Charme und der typisch kräftigen Cajun-Stimme.

Gastgeber des Festivals sind die „Cajun Roosters“, eine deutsch-englische Zusammensetzung. Der Festival-Organisator ist der Bassgitarrist der Band, Michael Bentele. Einer war dabei, der in Baasem ein Heimspiel hatte: Gitarrist Klaus Warler, begeistert begrüßt von seinen heimischen Fans. Schließlich ist er derjenige, der den „Cajun & Zydeco“ in die Eifel gebracht hat. Ein weiteres Bandmitglied, der englische „Accordeon-Master“ Chris Hall, begeistert die Kenner immer wieder mit seinem unverfälschtem Sound, ob Cajun oder Zydeco.

Die „Cajun Roosters“ wurden bereits mehrfach als beste Band ihrer Art in Europa ausgezeichnet, während Chris Hall seit mehreren Jahren als bester europäischer Cajun-Akkordeonspieler gilt. Dass ihm diese Ehre gebührt, bewies er wieder einmal in Baasem, wo er mit seiner Band mit großer Spielfreude zu schweißtreibendem Tanzvergnügen verleitete - soweit das aus Platzgründen möglich war, denn der Saal war wieder einmal rappelvoll.

Am späten Abend gab es dann einen weiteren Höhepunkt: „Corey Ledet and his Zydeco-Band“ traten auf, direkt aus Lousiana und zum ersten Mal in Deutschland auf Tournee. Er versetzte das Publikum in Staunen, welche unglaublichen Töne aus einem Akkordeon herauszulocken sind. Auch wurde er bereits als „Best New Artist of 2007 Zydeco Heritage Award“ ausgezeichnet. Er und seine Band sind in Südwest-Louisiana und Texas Lokalgrößen. Und sicher hat er auch in Baasem seine Fangemeinde erweitert.

Gestern Morgen klang das Festival mit einem zünftigen Cajun-Brunch aus. Wieder einmal war der kleine Eifelort Baasem der Abschluss einer erfolgreichen Tournee durch Deutschland, angefangen in München über Ravensburg bis nach Soest. Denn auch hierzulande findet diese eigenwillige Musik immer mehr begeisterte Anhänger.

 

 

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