Baasem 29th Oct. and Unna 28th Oct. 2005
Auch die 5. Ausgabe des inzwischen etablierten Festivals hat viele Fans aus allen Ecken der Republik und aus dem benachbarten Ausland gelockt. Besucher aus den Niederlanden, Belgien, Österreich und sogar England reisten an, um die seltene Gelegenheit zu nutzen, fröhliche Cajun & Zydecomusik aus Louisiana zu hören. So international wie die Gäste waren auch die Musiker, die ‚Downtown Cajun Band' aus Den Haag, die Deutsch-Britische Band ‚Cajun Roosters' mit den Engländern Chris Hall und Sam Murray und die ‚Zydeco Alligators' aus dem ganzen Bundesgebiet. |
Als Einstimmung gibt es Nachmittags einen Tanzkurs unter der Leitung von Peter Kleinschmidt und Christine
Schütt. Die beiden erfahrenen Tanzlehrer zeigen wie man in Louisiana
richtig Two-Step und Cajun Walzer tanzt. In der Lindenbrauerei kommt
dazu sogar ein Fernsehteam des WDR. Der Tanzkurs wurde aufgezeichnet und
ein Teil des Festivals wird Live gesendet. Vielen Dank dafür an den WDR
!
Die drei eingeladenen Bands spielen dann ab 20h auf der großen Bühne des
Kühlschiffs vor gut besuchtem Saal.
Die ‚Downtown Cajun Band'
um den Geiger Will Pieters pflegt die traditionelle Version der
Cajunmusik. In der Besetzung Fiddle, diatonisches Accordion, Triangel
und Gitarre spielen sie klassische Cajunmusik wie sie in Louisiana seit
der Ankunft der ersten Siedler gespielt wird. Zu der in französisch
gesungenen Musik wird Two-Step und Walzer getanzt. Aber so eng sieht man
das in Louisiana nicht. Hauptsache man bewegt sich im Rhythmus. Und der
ist der Hauptantrieb für alle Musiker. Der ‚groove' macht die Musik. Bei
der puren Cajunmusik braucht es dazu eine Gitarre und eine Triangel, und
schon geht's los. Dazu spielen Fiddle und Accordion eingängige Melodien,
meist heiter, manchmal traurig. Immer mit Geschichten aus dem lokalen
Leben. Es geht um Liebe, ums Trinken, ums Essen, um Menschen.
Seit die ersten ‚Acadians' zwangsweise 1755 von den Briten aus Kanada
vertrieben wurden, weil sie nicht der britischen Krone angehören
wollten, ist die Musik ein unverzichtbarer Teil des Lebens in Südwest
Louisiana. Egal wo man sich aufhält zwischen Port Arthur, Baton Rouge
und Lafayette, es gibt immer eine Kneipe, einen Club, ein Festival, ein
cook-off, ein Barbecue wo Musik zu hören ist. Musik ist Bestandteil des
täglichen Lebens. Nur wenige Musiker sind Profis und können von der
Musik leben. Aber gespielt wird immer und überall.
Und das Cajun & Zydecofestival zaubert seit 5 Jahren für einige Stunden,
einige Tage diese Atmosphäre in die Lindenbrauerei nach Unna und in den
Saal Kinnen nach Baasem in der Eifel.
Nach dem Auftakt des Festivals mit der ‚Downtown Cajun Band' gibt's ein
paar Geschenke für die Zuschauer: Abos des ‚Bluesnews' Magazins, Poster
und Zeitschriften des Magazins ‚Folker' und wie jedes Jahr die ‚beads'
aus New Orleans. Plastikperlenketten in den Farben des ‚Mardi Gras',
welche zur großen Freude des Publikums von der Bühne geworfen werden. In
Louisiana, vor allem in New Orleans werden diese während des Mardi Gras
(Karnevals Dienstag) von den Balkonen geworfen und die Frauen unten
müssen dafür die Bluse lüften. Auf unserem Festival gibt es die Ketten
ohne Gegenleistung !
Als zweite Band treten dann die Neuformierte deutsch-britische Band ‚Cajun
Roosters' auf.
Entstanden aus den ‚Cajun Pioneers', die durch den Tod ihres
Akkordeonspielers aus der Bahn geworfen wurden, aber trotzdem weiter
Musik machen wollten, spielen jetzt die Engländer Chris Hall am
Akkordeon, Sam Murray am Schlagzeug mit den Ex-Pioneers Hartmut Hegewald
an der Fiddle und Scrubboard, Klaus Warler an den Gitarren und Michael
Bentele am Bass. Die ‚Cajun Roosters' lassen es dann richtig krachen.
Traditionelle Cajuntitel wie ‚Midland Two Step' gefolgt von ‚Queue de
tortue' eröffnen das Programm. Im Gegensatz zur ‚Downtown Cajun Band'
sind aber Schlagzeug und Bass dabei, welche die Musik kräftig
vorantreiben. Zudem wird das Programm der ‚Cajun Roosters' durch einige
Zydecosongs und Genrefremde Titel wie Chuck Berrys ‚Promised Land' und
‚Baby please don't go' gewürzt. Und doch ist immer das Accordion und die
Fiddle im Vordergrund und Louisiana ganz nah. Also kein Verrat am Genre
! ‚Promised Land' war in den 50er Jahren durch den Swamppop Musiker
Johnnie Allan ein Riesenhit in USA und für den ‚Cajun Roosters'
Accordionspieler Chris Hall der Auslöser vor mehr als 20 Jahren sich
dieser Musik zu nähern. So kam Chris Hall auch zu der Ehre an CDs von
Paul McCartney, Bill Wyman und am neuesten Kate Bush Album beteiligt zu
sein. Das sind aber nur musikalische Ausflüge, seine Liebe gilt der
Cajun & Zydecomusik und seinem diatonischen Accordion. Und auf seinen
beiden Accordion zaubert er dann auch Unglaubliches. Optisch ein kleines
Instrument donnern daraus die wildesten Klänge. Das hat nichts mit dem
ungeliebten Akkordeon aus der Musikschule zu tun. Das Instrument klingt
wie der Teufel. Der Titel ‚Flames d' Enfer', die Flammen der Hölle, ist
auch ein Klassiker im Cajun & Zydecoprogramm vieler Bands. Die
Geschichte handelt von einem der seine Tante anfleht für ihn zu beten,
da er wegen eines Mordes in der Hölle landen wird.
In der Hölle muss aber niemand landen. Nach einer kurzen Umbaupause
stehen die ‚Zydeco Alligators' auf
der Bühne. Sie spielen Zydeco mit einem Touch Rhythm and Blues und
Rock'n Roll und scheuen sich nicht, ‚See you later Alligator' in einer
großartigen eigenen Version zu spielen. Die Band ist seit Jahren
unterwegs, wurde auf dem Dresden Bluesfestival zur Besten Band gekürt,
hat zwei CDs produziert und ist vermutlich die einzige Zydecoband mit
einer tschechischen website. Wenn sie nicht selbst auf der Bühne stehen,
organisieren sie auch eigene Veranstaltungen, u.a. die Louisiana Night
in Hainichen und Forst. Frontmann Eggi mit seinem Waschbrett steht immer
im Mittelpunkt des Interesses, aber auch die anderen Musiker wie Heiko
Wank am Akkordeon, Franz ‚Ufo' Albinger am Saxophon, Hardy Castle an den
Drums, Burkhard Mette am Bass und der Gitarrist Little Stringcleaning
Steve sind exzellente Musiker und es macht große Freude ihnen zuzuhören
und abzurocken.
Nach dem Auftakt des Festivals am Freitag packt der Tross in Unna und
die ganze Truppe bewegt sich 200 Kilometer südlich in den kleinen
Eifelort Baasem. Im Saal Kinnen, einer Bilderbuchlocation wie irgendwo
in Louisiana steht bereits die PA der Firma Schlösser.
Die Soundchecks am Nachmittag gehen problemlos über die Bühne. In einem
Saal ein paar Häuser weiter startet der Tanzkurs.
Auch hier sind wieder Tanzinteressierte mehrere hundert Kilometer
angereist.
Ab 19h strömt das Publikum in den Saal, labt sich erstmal an dem
hervorragenden Jambalaya und der Kürbissuppe, um dann gestärkt die
nächsten 6 Stunden livemusik zu erleben.
Auch diesen Abend eröffnet die ‚Downtown Cajun Band' mit traditioneller
Cajunmusik. Nach fast 90 Minuten wird die Band nicht von der Bühne
gelassen und noch mehr gefordert.
Es stehen aber noch 11 weitere Musiker in den Startlöchern.
Die im letzten Jahr sehr beliebten Cocktails, genannt ‚Pat O'Briens
Hurricanes' wurden in Anbetracht der Umstände nach dem Wirbelsturm in
‚Louisiana Cocktails' umbenannt.
Ein Teil des Erlöses aus dem Cocktail Verkauf geht an die Stiftung des
Musikbüro Gronau unter Obhut von Lilian Boutté. Diese Gelder gehen
direkt an bedürftige Musiker in Louisiana.
Die ‚Cajun Roosters' stimmen das Publikum mit rockigen Versionen von
Cajunklassikern auf weiteres ein. Walzer wie ‚Bayou Teche' gefolgt von ‚Flames
d'Enfer' als Zydecosong und ‚Indian on a stump' als reine Fiddlenummer.
‚Fiddlesticks', ein Stück gespielt auf der Geige wobei der Rhythmus
dabei mit zwei dünnen Holzstäbchen auf den Saiten getrommelt wird, ist
immer ein Renner im Programm. Als Abschluss dann ‚Keep your hands off of
it', ein zweideutiger Songtext von Lawrence Walker, wo es aber
eigentlich nur um eine Geburtstagstorte geht (I am going to Texas, to
get my carburator cleaned, 'cause Louisiana women sold me dirty gasoline).
Phil Underwood steigt bei zwei Songs ein. Seine Bands ‚ZigaZag' und ‚Zyderhythmics'
waren schon in den Vorjahren zu Gast und er kam extra aus England um das
Festival zu besuchen.
Um halb zwölf gehen dann die ‚Zydeco Alligators' auf die Bühne und sind
schon nach wenigen Minuten schweißgebadet. Das Publikum ist sehr
fordernd und die Band gibt ordentlich Stoff. Zydeco, Rhythm and Blues,
Rock'n Roll bis Akkordeonist Heiko seine langen Haare zum Pferdeschwanz
binden muss, er ist tropfnass. Beim ‚European Cajun & Zydeco Award 2004'
belegten die Chemnitzer als beste deutsche Vertreter den dritten Platz,
präsentierten die drittbeste CD (Louisiana Ball) und stellten den
zweitbesten Akkordeon-Spieler. Ihr Repertoire ist mindestens zur Hälfte
selbst geschrieben. Beim Fremdmaterial greifen sie zurück auf Größen wie
z.B. Fats Domino, Hank Williams oder C.J. Chenier.
Abschluss des Festivals ist dann Stunden später eine Session mit allen
anwesenden Musikern der ‚Downtown Cajun Band', den ‚Cajun Roosters' und
‚Zydeco Alligators' . Das Publikum ist glücklich, die Musiker sind
erschöpft und alle freuen sich aufs nächste Jahr.
Doch das Festival ist noch nicht zu Ende. Am Sonntagmorgen gibt es einen
Cajunbrunch mit unplugged Cajunmusik. Ab 10 Uhr früh gibt es ‚Creole
Scrambled Eggs', ‚Banana Nut Cake', ‚Cream Scones' und als Highlight
original ‚Beignets' und ‚Cafe au lait' wie im ‚Cafe du Monde' in New
Orleans, welches seit 19. Oktober wieder seine Pforten geöffnet hat.
Mehr als 50 Gäste genießen den morgendlichen Cajun Chillout und
entspannen bei traditioneller Cajunmusik mit der ‚Downtown Cajun Band'
und Gastmusikern.
Den Termin Ende Oktober 2006 also schon mal notieren ! Mehr Infos zu
Tanzkurs, Festival und Cajunbrunch in Unna und Baasem gibt's immer auf
www.cajunweb.de
In der Zeit bis dahin gibt es Festivals in Gloucester/England (Ende
Januar), in Raamsdonksveer/Holland (Juni) und in Saulieu/Frankreich
(Anfang August).
Und zu Weihnachten gibt's einen Cajun & Zydeco Christmas Sampler !!
Lâche pas la patate !
Laissez les bon temps rouler !
Michael Bentele
Vielen Dank an alle Sponsoren und helfenden Hände!
Die DOWNTOWN CAJUN BAND kommt aus den Niederlanden.
Die Band wurde von Will Pieters gegründet. Lange Jahre spielte Will Geige in der bekanntesten holländischen Band ‚Cajun Company’ . Dann wechselte er zur Band Except2, bis er dann zusammen mit Ed van Dorp und Ron van Doorneveld seine eigene Band gründete. Als Vierte kam dann Netty Pieters an der Triangel dazu. Zusammen spielen Sie traditionelle Cajunmusik wie ihre großen Vorbilder Dennis McGee, Wade Frugé und Dewey Balfa.
Die ZYDECO Alligators präsentieren sich mit einem Programm, das von Spielfreude, Können und vor allem lebendiger und authentischer Zydeco-Music geprägt ist. In ihrer Musik, die neben eigenen Stücken und Arrangements auch solche von bekannten Zydecomusikern wie C.J. Chenier, Geno Delafose oder Chubby Carrier u.a. beinhaltet, versuchen die ZYDECO Alligators nicht, Vorhandenes einfach nur zu kopieren. Die fünf Musiker setzen vielmehr auf die Umsetzung eigener Ideen sowie auf den Spaß, der beim miteinander Musizieren von dieser Musik ausgeht. Im Juli 2001 werden die ersten 4 Titel für eine Demo-CD produziert. Ab Anfang 2002 geht die Band verstärkt auf Tour und tritt u.a. auch im Rahmen des Jazzfrühlings Neubrandenburg und des Jazzfestivals Burghausen mit großem Erfolg auf. Nach nur wenigen Konzerten in der neuen Besetzung gewinnen die ZYDECO Alligators im April 2002 den Blues Award sowie den Publikumspreis des 19. Internationalen Dresdner Bluesfestivals. Im Juni 2002 veröffentlichte die Band den Live-Mitschnitt "..live in Neustadt" auf CD und bereits im Oktober des gleichen Jahres erschien die erste Studio-CD der Band "Louisiana Ball", die nicht zuletzt aufgrund der auf ihr enthaltenen gelungenen 7 Eigenkompositionen durchweg sehr gute Kritiken erhielt. Das Jahr 2003 war für die Band von verstärkter Konzerttätigkeit gekennzeichnet. Die ZYDECO Alligators hatten bei über 40 Konzerten großen Erfolg u.a. auf Festivals in Deutschland (Bluesfestival Dresden, New Orleans Festival Fürth), den Niederlanden (Raamsdonksveer, Ameland), der Schweiz (Jazztage Lichtensteig) und nicht zuletzt in Tschechien (Revnice b. Prag), wo man mit international bekannten Rhythm & Blues-Stars wie John Hammond, Gwyn Ashton und Popa Chubby am Festival "Blues v Lese" teilnahm.
Im Januar 2004 erschien die im November 2003 in Berlin aufgezeichnete live-CD "Big City Night" als erste Veröffentlichung der ZYDECO Alligators bei ihrem neuen Label TÖNE (www.studio1058.de/toene.html , Katalog-Nr.: 1058-15). Neben bekannten Zydeco-Standards aus dem Programm der Band wurden für diese Produktion 6 neue Titel arrangiert, davon 5 Eigenkompositionen.
Im Frühjahr 2004 begeisterte die Band das Publikum u.a. in Prag, Komarno und Bratislava auf ihrer ersten Tschechien und Slowakei - Tour. Höhepunkt der Reise war ein gemeinsames Konzert mit der us-amerikanischen Bluessängerin Candy Kane im renommierten Prager Club "Lucerna Music Bar" sowie der Auftritt beim Festival "United Islands Of Prague".
*Zydeco: - das ist rhythmische, tanzbare Musik der französischsprechenden Creolen aus dem Südwesten Louisianas mit Akkordeon und Rubboard, deren Wurzeln im Blues und Rhythm & Blues zu finden sind. Das Wort Zydeco stammt von dem creolischen Ausspruch: "Les Haricots Sont Pas Sale" ("The Snapbeans Aren`t Salty").
Franz "UFO" Albinger: sax
In Unna und Baasem gab es am 28.10. bzw. 29.10. einen Cajun Tanzkurs.
Peter Kleinschmidt und Christine Schütt sind erfahrene Lehrer und vermittelten die ersten Schritte des Two-Step und Cajunwalzers.