2. CAJUN & ZYDECO FESTIVAL 2002

Unna 31.10.2002 und Baasem 2.11.2002

Die erste Nacht in der Lindenbrauerei in Unna (nähe Dortmund) war genauso erfolgreich wie der folgende Abend in Baasem, einem kleinen Eifelörtchen 80 km südlich von Köln. Viele Besucher hatten im letzten Jahr Gefallen gefunden an der ungewöhnlichen Musik aus Louisiana und kamen wieder. Es kamen aber auch viele Neugierige, für die Cajun & Zydeco noch Neuland war und sie wurden nicht enttäuscht.

Zydecomotion aus England, Des Fais Do-Do aus Holland und die Gastgeber Cajun Pioneers brachten die Säle zum dampfen. Die Musik ging sofort in die Beine und es wurde schweißtreibend getanzt.

Die Presse schreibt hinterher: ‚Sumpfig-Spritzige Musik aus dem Waschbrettbauch heraus’ (Westfälische Rundschau) und ‚’Laute und lebenslustige Musik’ (Kölner Stadtanzeiger).

Des Fais Do-Do aus Holland machen den Auftakt zum 2. Festival. Traditionelle Cajunmusik gemischt mit Blue-Grass Elementen. Bert Hek (Accordion, Mandoline, Gesang), Martin van Laar (Waschbrett, Banjo) und Derk Habers (Bass, Gitarre) eröffnen zu dritt das Programm mit einer traditionellen Version des ‚Melville Two-Step’. Cajunmusik wie man sie schon vor hundert Jahren auf einer porch irgendwo in Louisiana gespielt und gehört hat. Dann kommen die anderen drei Musiker, Henk Leeuwis (Gitarre, Gesang), Bennie Stortelder (Fiddle, Gesang) und Rinus Wilderink (percussion) dazu. Durch ihre Vielfalt an Instrumenten erreicht die Band auch Zuhörer welche erstmal keinen Zugang zur Cajunmusik haben. Mit Gassenhauern wie ‚Bosco Stomp’, ‚Parlez nous à boire’ und ‚La valse criminelle’ bringt die Band aus Enschede dann den Saal zum kochen.. Ungewöhnlich an Des Fais Do-Do ist der Einsatz von Banjo und Mandoline. Nur wenige Cajunbands nutzen diese Instrumente. So klingen manche Titel wie Blue Grass. So auch der Titel ihrer ersten CD: ‚Mardi Blue Grass’. Die zweite CD der Band mit dem aktuellen Programm wurde im Juli 2002 veröffentlicht. Mit dem Titel ‚Eddie’s Tire Service’ ist es eine hommage an den leider im Jahre 2001 im Alter von 49 Jahren verstorbenen Cajunmusiker Eddie LeJeune, mit dem die Band freundschaftlich verbunden war und der auch als Gast auf der CD zu hören ist. Getreu ihrem Motto: ‚Gemütlichkeit kennt keine Zeit’ (Ihre Auftritte erstrecken sich manchmal bis zum Morgengrauen) hätten sie auch bis Sonnenaufgang gespielt. So aber ist das mitreißende ‚J’étais au bal’ ihre wohlverdiente Zugabe, denn da scharrten auch schon Zydecomotion mit den Hufen.

Während der kurzen Umbaupause gab es ein paar Überraschungsgeschenke für die Besucher.

T-Shirts und Baseballkappen von Tabasco , New Orleans Reiseführer von Lonely Planet und CDs der Bands. In Unna war ja auch Halloween und der Landwirt Dr. Clemens aus Pulheim-Stommeln hatte freundlicherweise einen ganzen Berg Kürbisse zum Dekorieren gespendet. In Unna war der Cajuntanzlehrer Matthias Klinzig zu Besuch und animierte das Publikum zum Two-step und Walzer. In Baasem spielte in den Pausen der ‚Eifelslider’ Bernd Vollbach Blues zum Entspannen.

Und dann wurde die rhythmische Gangart noch verschärft.

Zydecomotion aus England um den Frontmann Chris Hall am Akkordeon und dem herausragenden Sänger und Waschbrettspieler Bryn ‚Mad Dog’ Davies spielt Zydeco beinhart. Sam Murray am Schlagzeug und der extra aus Frankreich angereiste Olivier Sarreau (ehemals ‚Trans Bayou Express’) am Bass bilden den Boden für die Akkordeon- und Gitarrensolis von Chris Hall und Mitch Proctor. Beide scheinen auf der Bühne völlig ruhig, aber Chris Hall pumpt aus seinem Akkordeon einen derart bösen sound heraus, dass einem Angst und Bange wird und Mitch’s Stratocaster beisst sich durch den fetten sound der Band. Bryn ‚Mad Dog’ Davies im Bikeroutfit und einer Stimme zwischen Joe Cocker und Tom Waits zeigt keine Gnade mit dem Publikum. Er schreit und winselt wie ein wild gewordener Hund. Titel wie ‚Green Grass’ von Keith Frank oder Klassiker wie ‚Baby please don’t go’ treffen das Publikum mitten ins Herz und es wird kräftig abgetanzt. Boom, Boom von John Lee Hooker wird bei Zydecomotion zu einem Song in völlig anderem Gewand. Und das Publikum liebt es. Aber auch als Trio überzeugt die Band. Mitch Proctor tauscht die Gitarre gegen eine Geige und spielt mit Chris und Sam eine mitreißende Version des ‚Amédé Two-Step’. Als Chris Hall dann von der Bühne heruntersteigt und mitten auf der Tanzfläche mit seinem Akkordeon spielt und dabei eine Tänzerin wie ein Sandwich zwischen sich und sein Instrument zwängt ist das Publikum total aus dem Häuschen. Erst nach einer langen Zugabe dürfen die Engländer von der Bühne und ihr wohlverdientes Bier nach der Show trinken.

Die Hitze im Saal ist inzwischen auf Louisianatemperaturen gestiegen. Noch aber ist der Abend nicht zu Ende. In der Umbaupause gibt’s wieder ein paar goodies von Tabasco fürs Publikum und dann gehen die Gastgeber Cajun Pioneers auf die Bühne.

Hop, Skip & Jump von Marc Savoy eröffnet den Abend instrumental. Schon mit dem ersten Song zeigen Luitger Fräger am Akkordeon und Hartmut Hegewald an der Fiddle was die Instrumente hergeben. Neben Cajunklassikern wie ‚Evangeline Special’, ‚Chere ici, chere la bas’ und ‚J’été-z-au bal’ spielt die Band inzwischen Zydecotitel von Bozoo Chavis wie ‚Tite Fille’ und das unverwüstliche ‚Paper in my shoe’. Für den zweiten Abend in Baasem spielt Johannes Epremian von der Band ‚Le Clou’ als Gast an der zweiten fiddle und das motiviert den Cajun Pioneers fiddler Hartmut zu tollen fiddleduellen. Anne Fräger, Luitgers Frau und ehemalige Sängerin der Cajun Pioneers unterstützt dann die Band noch gesanglich bei ‚Madame Bosso’ und ‚Lafayette Two-step’. Ein besonderes highlight jedes Cajun Pioneers Konzerts ist die fiddlestick version von ‚ J’été-z-au bal’ von Hartmut Hegewald an der fiddle und Schlagzeuger Olaf Markewitz an den fiddlesticks, zwei dünnen Holzstäbchen, mit denen er den Rhythmus auf der Geige schlägt. Luitger kündigt das immer als ‚den ältesten Rock’n Roll’ der Welt an. Entstanden ist diese Technik in einer Zeit in der Schlagzeug und vor allem elektrische Verstärkung unbekannt waren und man damit einen schönen Rhythmus spielen konnte. Bekannt gemacht hat diese Technik vor allem Dewey Balfa, der leider auch schon verstorbene fiddleking aus Louisiana. Ein zweites highlight ist eine Akustikgitarrenversion von ‚Flammes d’enfer’ von Klaus Warler. Inspiriert von der CD ‚Evangeline Made’, auf der eine Version von Richard Thompson zu hören ist, spielt der Gitarrist der Cajun Pioneers seine eigene Interpretation dieses sonst schnellen Cajunklassikers in einer getragenen und sehr einfühlsamen Variante. Mit dem Mardi Gras Hammer ‚Iko Iko’ und ‚Josephine par se ma femme’ geht der Abend dann zu Ende.

Eine Jamsession mit drei Akkordeon, drei Geigen, drei Waschbrettern, diversen Gitarren, Triangeln und Sängern beendet lautstark das Festival. Musiker aus vier Nationen vereint auf der Bühne. Das Publikum und die Musiker sind glücklich und erschöpft und freuen sich schon aufs nächste Jahr. Das 3. Cajun & Zydecofestival wartet schon !

‚If the toes are tappin’, it’s happenin’ (Basin Brothers

 

 

 

 

 

 

 

Cajun Pioneers

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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