Baasem 28.10.2006 und Unna 26.10.2006
Vier Festivals in Europa bestimmen
den Kalender der europäischen Cajun und Zydecofans, viermal erstklassige
Musik aus den Sümpfen Louisianas: |
Vier etablierte Bands spielten diesmal an zwei Abenden in Unna und in
der Eifel. Cajun Company aus Holland, Blue Bayou aus Frankreich, Lil
Jims Deepzone Zydeco aus England und die Deutsch-Britischen Cajun
Roosters.
Die holländische Formation Cajun Company um den Accordionspieler Bas van
der Poll spielt traditionelle Cajunmusik. So wie vor hundert Jahren
schon auf den porches der Siedler in den Sümpfen. Accordion, Gitarre,
Fiddle, Triangle. Im Sitzen und fast unplugged, nur für den großen Saal
verstärkt, damit auch die Zuhörer alle Feinheiten mitbekommen. Bas van
der Poll und seine Band haben in Louisiana Preise gewonnen als Beste
nicht amerikanische Band und auch in Europa bei den ‚European Cajun &
Zydecoawards' in allen Kategorien Preise abgeräumt. Ihre feinsinnige
Variante der Cajunmusik lädt zum zuhören ein. Obwohl Tanzmusik, ist die
traditionelle Version der Cajun Company fast heilig. Die
Tanzkursteilnehmer von Matthias Klinzing wagten sich aber trotzdem auf
die Tanzfläche und konnten so ihre nachmittags erlernten Schritte gleich
testen.
Man merkt der Band ihre Verehrung für die großen Vorbilder an. Dabei
sind sie so perfekt, dass man die Gruppe für Original Cajuns halten
könnte. Pauline Groenendijk an der Fiddle, Bas van der Poll am
Cajunaccordion, Herman van Rijn an der Triangle und Monique Neuteboom an
der akustischen Gitarre überzeugen mit spielerischem Können und
demonstrieren so ihre Liebe zur Cajunmusik. Da die Gruppe am Wochenende
einen weiteren Auftritt in Holland hatte, konnten sie nur donnerstags in
Unna spielen. Das weit angereiste Publikum war sehr angetan und freut
sich schon auf die neue CD, welche die Band im Frühjahr 2007 in
Louisiana aufnehmen wird.
Bevor es dann nach Baasem in die Eifel ging, spielten die Cajun Roosters
und Lil Jim Deepzone Zydeco noch einen gig in Winterswijk, Holland. Auf
Einladung von Bert Hek, des Accordionspielers der Gruppe Fais Do-Do war
der Freitagabend in Winterswijk ein schöner Abstecher in das Cajun und
Zydeco verrückte Holland.
Das Wochende in Baasem ist dann der Höhepunkt des wohl einzigen
tourenden Festivals.
Der Saal Kinnen im Gasthaus Stahls ist der Treffpunkt für Swampmusik
Verrückte aus ganz Europa. Schon nachmittags reisten die ersten Fans aus
Frankreich und Holland an, um am Tanzkurs von Peter Kleinschmidt und
Christine Schütt teilzunehmen.
Die Musiker nutzten den Nachmittag für ihren Soundcheck mit der PA der
Audiofirma Schlösser, inzwischen Garant für guten Sound beim Festival.
Blue Bayou aus Frankreich, die Band um Didier Lonjard, den Organisator
des Saulieu Cajun & Zydecofestivals, kam nach sechs Stunden Fahrt aus
dem Burgund etwas erschöpft aber mit guter Laune an, um abends das
Festival zu eröffnen. Der bereitgestellte Wein ging bei den Franzosen
erschreckend schnell zur Neige.
Ab 19h kamen die ersten Gäste und eine Stunde später war der Saal schon
sehr gut besucht.
Bis zu Konzertbeginn gab's zur Stärkung Jambalaya in großen Portionen.
Für alle Louisiana erprobten Tabasco Fans hätte es ein wenig schärfer
sein können, aber als Grundlage für die nächsten Stunden war es perfekt.
Ein Dank geht an die lokalen und überregionalen Sponsoren, ohne die so
ein Festival nicht möglich ist. Ein weiterer Dank an die emsigen
freiwilligen Helfer, die Bier zapfen, Gläser spülen, Fässer wuchten,
Essen ausgeben, die Musiker versorgen und , und , und....
Vielen Dank auch an die Presse, die uns im Vorfeld unterstützt aber auch
schöne
Nachberichte veröffentlicht.
Blue Bayou eröffnet den Abend als dynamische Zydecoband. Seit über 15
Jahren spielt die Gruppe und hat alle wichtigen Festivals in Europa
besucht. Didier Lonjard als umtriebiger Macher der Band hat auch das
Saulieu Cajun & Zydecofestival ins Leben gerufen.
Seine 6-köpfige Band spielt 80 Minuten eine fette ZydeCajun Mischung.
Dieser Stil mixt Cajun und Zydeco und ist vor allem für den Erstbesucher
ein guter Einstieg in die Materie. Die Besetzung mit Keyboard, zwei
Gitarren, Bass, Schlagzeug und Accordion kochte den Saal schon mal vor
für die nächste Band. Ungewöhnlich auch der sporadische Einsatz von
Mundharmonika des polnischen Gitarristen der Band. Da freuten sich die
Bluesfans.
Für die Bluesfans gab's auch ein paar CDs von der Zeitschrift Bluesnews
geschenkt.
Während des Auftrittes von Blue Bayou strömten noch zahlreiche Besucher
in den Saal und nach 21h war dann auch der letzte Platz belegt. Draußen
war es nur knapp über Null grad, aber im Saal bestimmt 40 Grad über
Null. Blue Bayou rockte was das Accordion her gab und durfte erst nach
einer ausführlichen Zugabe runter von der Bühne und die bereitgestellten
Hurricanes genießen.
Nach einer kurzen Umbaupause stehen dann 5 Musiker auf der Bühne, die
viele Jahre Erfahrung mitbringen. Am Schlagzeug Andy Watson, spielt seit
er zwölf ist und ist seit 7 Jahren drummer der walisischen Zydecoband
‚Joe Le Taxi'. Dass Musiker in verschiedenen Bands spielen ist nichts
ungewöhnliches, anders wäre ein Überleben nicht möglich. Am scrubboard
Sam Murray, auch er ein alter Bekannter als drummer bei verschiedenen
Bands. Er hat von 6 Festivals 5 mitgemacht. An der Gitarre Murray
Brailsford. Der Engländer spielt auch bei der Cajunband Bearcats.
Multitalent Chris Hall diesmal am Bass. Chris Hall ist Mentor des
fantastischen Lil Jim. Lil Jim wurde einige Tage vor dem Festival 19
Jahre. Er ist fast 2 Meter groß und spielt seit seinem zehnten
Lebensjahr. Er sieht eher aus als sei er Frontmann einer Gothicband,
spielt aber Zydecoaccordion, als ob er direkt aus Louisiana kommen
würde. 2006 wurde er zum besten Zydecoaccordionspieler Europas gewählt.
Schon nach wenigen Takten hatten er und die Band das Publikum gewonnen.
Zydecoklassiker wie ‚Watch that dog' erhöhten die Temperatur im Saal
noch deutlich. Vor allem die jüngeren Besucherinnen mochten Lil Jim
sehr. Eine Verehrerin durfte auch auf die Bühne und hat sehr gekonnt das
scrubboard gespielt. Er hätte mit seiner Musik, seiner Ausstrahlung und
seinem Aussehen jederzeit Chancen bei MTV oder VIVA. Er bringt auch
eigene Songs wie ‚Whats my name' mit, die das Publikum begeistert
mitsingt. Nach fast zwei Stunden durften er und seine erschöpfte Band
dann von der Bühne.
Ein weiterer kurzer Umbau und die Deutsch-Britischen Cajun Roosters
setzten den Abend fort. Ihre CD ‚crank it up' wurde 2006 von einer
internationalen Jury bei den ‚European Cajun & Zydecoawards' zur besten
Cajun CD gewählt. Die Band zur Besten Cajunband und Chris Hall zum
besten Cajunaccordionspieler. Das Jahr 2006 führte die Band durch
mehrere europäische Länder und sie spielten auf großen und kleinen
Bühnen. In der Niederlande auf dem Raamsdonskver Cajun & Zydecofestival,
in Luxemburg auf dem New Orleans meets Europe Festival, auf dem
Jazzfestival Hildesheim, dem Saulieu Cajun & Zydecofestival in
Frankreich und dem Tollwood Festival in München.
Accordionspieler Chris Hall kündigt den Auftritt auch als Highlight des
Jahres für die Band an. Das hat verschiedene Gründe.
Baasem ist für den Gitarristen der Cajun Roosters Klaus Warler ein
Heimspiel. Er lebt hier. Das Festival wird von den Cajun Roosters
organisiert und es ist immer eine Freude und Erleichterung zu sehen,
wenn der Saal voll ist, das Publikum gute Laune hat und die Bands gut
sind. Monatelange Vorbereitungen haben sich gelohnt. Ein großer Dank ans
treue Publikum. Wir werden versuchen das Festival für alle so
unterhaltend und liebevoll zu gestalten als irgend möglich.
Der Auftritt auf dem eigenen Festival ist dann so etwas wie das
Sahnehäubchen des Jahres.
Chris Hall am Accordion und Hartmut Hegewald an der fiddle sind
inzwischen ein toll eingespieltes Team und rocken bei Titeln wie ‚Amedee
Two Step' oder ‚Queue de Tortue' wie die Teufel. Klaus Warler ist an der
akustischen Gitarre für die Cajunsongs und an der Telecaster für den
Zydecogroove verantwortlich. Und am Rhythmus sind Michael Bentele am
Bass und Sam Murray als der solideste Cajun/Zydeco Drummer diesseits des
Atlantiks ein eingespieltes Team.
Ein Schmankerl für die Cajungourmets ist immer der Song ‚J'ai été-z-au
bal' gespielt auf der Fiddle mit den so genannten fiddlesticks. Während
Geiger Hartmut Hegewald die Melodie spielt, schlägt Drummer Sam Murray
mit zwei dünnen Holzstöckchen den Rhythmus auf den tiefen Geigensaiten.
Unterstützt werden die beiden noch von Chris Hall an der zweiten Geige.
Nach mehr als 20 Songs beenden dann die Cajun Roosters ihr Set mit dem
zweideutigen Lawrence Walker song ‚Keep your hands off of it'.
Eigentlich geht's nur um eine Geburtstagstorte im Text, aber schon der
Musiker Dewey Balfa spielte das Lied immer erst nach Mitternacht (I am
going to Texas to get my carburator cleaned, cause Louisana women sold
me dirty gasoline !)
Eine Jamsession mit allen Musikern beendet den Abend in den frühen
Morgenstunden.
Dank der Umstellung auf Winterzeit konnten aber alle eine Stunde länger
schlafen um zum Cajunbrunch um 10 Uhr morgens wieder fit zu sein.
Ab 10 Uhr früh spielte Blue Bayou unplugged und mit eine Flasche
Weiswein versorgt. Mehr als 60 Gäste genossen das Cajunfrühstück in der
Morgensonne die durch die Fenster strahlte. Als highlight gab's dann von
Bäcker Jan Ströder frisch zubereitete Beignets. Ein Leckerbissen genauso
wie die unplugged Cajunmusik von Blue Bayou. Im Laufe des Vormittags
krochen dann auch andere Musiker aus ihren Betten und schlossen sich der
Band an. So konnte man noch mal Lil Jim, diesmal an der fiddle
bewundern.
Mit dieser ‚Baasem Cajun Hour' verabschiedeten sich alle. Das Festival
2007 sollte man schon mal im Kalender notieren. Infos www.cajunweb.de
Vielen Dank an alle.
Lâche pas la patate !
Laissez les bon temps rouler !
Michael Bentele
Vielen Dank an alle Sponsoren und helfenden Hände!
Die Holländische Formation ‚Cajun Company' spielt solide, traditionelle akustische Cajunmusik. Bas van der Poll ist einer der feinsten Accordionspieler Europas und zusammen mit seiner Band hat er viele Preise eingespielt. Sie haben in Louisiana gespielt und wurden dort als beste Nichtamerikanische Gruppe 2003 mit dem
‚Prix dehors de nous' ausgezeichnet. In Europa wurde Bas van der Poll 2004 als bester europäischer Cajunaccordion Spieler und die CD ‚La Robe de Rosalie' zur besten Cajun CD gewählt. Die Geigerin Pauline Groenendijk gewann 2004 den Preis als beste Europäische Cajungeigerin. Im Jahr 2005 gewann Herman van Rijn den Preis als bester Sideman bei den ‚European Cajun & Zydecoawards'. Ihre Musik geht zurück zu den Wurzeln in die 20er und 30er Jahre. Sie spielen in der Tradition der frühen Cajunbands mit allen Ecken, Kanten und Emotionen. Ein Muss für jeden Cajungourmet. www.cajuncompany.net
Blue Bayou aus Frankreich spielen seit 1992 und sind eine der feinsten Cajun/Zydeco Bands aus dem eigentlichen Mutterland der Musik. Ihre Vorbilder sind Wayne Toups und Bruce Daigrepont. Die Gruppe um den Accordionisten Didier Lonjard hat mehrere CDs veröffentlicht und veranstaltet seit 13 Jahren eines der grössten Cajun & Zydcecofestivals in Europa in Saulieu (F) im Burgund. Hier spielen jedes Jahr am ersten Augustwochenende Bands aus Europa und USA.
Die sechsköpfige Band spielt genauso gern auf grossen Festivals wie in kleinen Clubs. www.bayouprod.com
Lil Jim Deepzone Zydeco aus England ist die Zydecoband um den fantastischen Lil Jim am Accordion. Er wurde 2006 zum besten Zydeco Accordionspieler bei den ‚3. European Cajun & Zydecoawards' ausgezeichnet. Mit seinen 18 Jahren und seinen 1m95 steht er wie eine Säule vor seiner Band. Sie spielen extrem tanzbaren Zydeco wie seine Vorbilder Geno Delafose und Keith Frank. Er hat bereits auf Festivals in Saulieu (F) und Ameland (NL) gespielt. Im Januar 06 spielte er auf dem Festival in Gloucester (GB) und traf dort auf seinen Helden Steve Riley mit seiner Band Mamou Playboys. Steve war so beeindruckt von dem jungen Talent, dass er und seine Band für mehrere Songs Lil Jim unterstützten.
Was für eine Ehre von einem Grammy Nominierten Musiker aus Louisiana unterstützt zu werden! www.liljim.tk
Die Mitglieder der Cajun Roosters zählen mit zu den besten Cajun- und Zydecomusikern aus England und Deutschland, was die Band zu einer wirklich europäischen Formation macht. In kürzester Zeit konnte sie sich zudem den Ruf als eine der besonders authentischen Gruppen aus Europa erspielen, was sie in die vorderste Front der Szene katapultierte, und ihr damit nicht nur in Deutschland, sondern auch Frankreich,
Holland, England, Luxemburg und Belgien Auftritte als Headliner einbrachte. Soeben ist „Crank It Up“, die erste CD der Cajun Roosters erschienen, darauf haben sie mit großer Leidenschaft bodenständigen, rauen und wilden Cajun und Zydeco als Hommage an die großen Meister der Louisiana-Musik eingespielt. Bei den ‚3. European Cajun & Zydecoawards’ wurde die Band dreimal ausgezeichnet: die CD ‚crank it up’ wurde zur besten Cajun CD gewählt, die Band zur besten Cajunband und Chris Hall, Frontmann der Deutsch-Englischen Formation wurde 2006 zum besten Cajun Accordionspieler ausgezeichnet.
Für alle die Tanzen lernen möchten gab es zur Einstimmung vor dem Festival am Donnerstag in Unna in der Lindenbrauerei und am Samstag in Baasem einen Cajuntanzkurs. Matthias und Adela Klinzing (Unna), Peter Kleinschmidt und Christine Schütt (Baasem) gaben eine Einführung in: wie tanze ich Two-Step, Zydeco und Cajunwalzer ?